01 – Herr Hülsmeier, Sie sind jetzt seit elf Jahren Manager der Basketballer des TV Ibbenbüren. Was war in dieser Zeit Ihr einprägsamstes Erlebnis?
Ein einzelnes Erlebnis kann ich tatsächlich gar nicht benennen, es gab einige einprägsame Erlebnisse – schlechte wie gute natürlich. Das jüngste Top Erlebnis war die Meisterschaft in Essen letztes Jahr. Die Belohnung für viele Jahre harte Arbeit.
02- Wie hat sich der Basketball und der TVI in dieser Zeit entwickelt?
Insgesamt sehr gut: Sportlich spielen wir mit der 1. Mannschaft zwei Spielklassen höher, das Budget hat sich vervielfacht dank unserer tollen Sponsoren, die Zuschauerzahlen haben sich mehr als verzehnfacht und die Jugendteams sind voller denn je.
03 – Das abgelaufene Jahr 2023 war für den TVI ein besonderes. Wie beurteilen Sie das Jahr?
Der Gewinn der Meisterschaft war die Krönung für eben diese viele Arbeit von vielen Helfern im Hintergrund – denen ich an dieser Stelle auch einmal ausdrücklich Danke sagen möchte. Wenn wir nur die 1. Mannschaft betrachten, dann ist es nach einer gewonnenen Meisterschaft kein Genuss in der neuen Liga erstmal Lehrgeld zahlen zu müssen und viele Spiele zu verlieren. Wir wussten es geht nur um den Abstiegskamp im 1. Jahr und haben dies auch so kommuniziert – das Erleben ist dann aber halt doch bitter. Daher umso besser, dass wir gerade die letzten beiden Spiele gewonnen haben. Ich hoffe wir nehmen eine breite Brust und den Glauben mit in die Rückrunde.
04 – Wann haben Sie tatsächlich geglaubt, dass es mit dem Aufstieg in der 2. Bundesliga Pro B klappen könnte, da ja die ETB Miners Essen als der Top-Favorit galten?
Ganz ehrlich? So ca. fünf Minuten vor Ende des Finalspiels in Essen. Wir haben eine kleine Chance in einem Do-or-Die-Spiel genutzt und es am Ende deutlich gewonnen – auch dank einer sehr guten Teamchemie und zwei, drei Spielern mit absoluten Glanzleistungen an diesem Tag.
05 – Was bedeutet der Aufstieg für den TVI, vor allem auch wirtschaftlich?
Wirtschaftlich betrachtet hat uns der Aufstieg kurzfristig eine Belastung gebracht. Bedingt mehr Budget für eine höhere Liga ist immer erst mal schwierig. Aber wir haben wirklich Energie in das Gewinnen neuer Sponsoren gelegt und sind immer noch in Gesprächen. Ehrlich gesagt ist unser Budget noch zu kleine für die 2. Basketball Bundesliga ProB. Wir hoffen also noch auf den einen oder anderen regionalen neuen Sponsoren, um dann mittelfristig auch etwas anders planen zu können. Abseits von der wirtschaftlichen Betrachtung ist dieser Aufstieg für den TVI, aber auch für die Stadt Ibbenbüren und vielleicht sogar für die Region sehr interessant. Ein hochklassiges Team im Hallenmannschaftssport zu haben, kann viele großartige Synergien für Sport, Wirtschaft und Politik mit sich bringen. Das haben wir damals auch zu den tollen Hochzeiten der ISV Handballer gesehen.
06 – Wie viel Mehrarbeit brachte und bringt der Aufstieg für Sie persönlich?
Die Mehrarbeit von Regionalliga zu ProB ist wahnsinnig. Wir haben das anfänglich ein wenig unterschätzt, es folgen viele Abende und teilweise Nächte, um verschiedenen Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Tatsächlich haben wir dann beim Austausch mit den Aufsteigern der letzten Jahre aber sehr ähnliche Erfahrungsberichte bekommen. Das Onboarding in die 2. Liga ist da sicherlich verbesserungsfähig, aber wir müssen uns auch an unsere Nasen fassen.
07 – In der Pro B lief es lange Zeit nicht gut. Nach sieben Niederlagen in Serie folgte der Sturz ans Tabellenende. Was waren dafür die Hauptgründe?
Zunächst mal sind wir ja Aufsteiger und haben jetzt keine komplett neue Mannschaft gebaut. Echte Persönlichkeiten wie Benny Fumey und Marco Porcher haben Ihre Karriere beendet und wir haben sehr junge Spieler hinzugeholt. Also benötigt man immer erstmal eine Phase der Akklimatisierung. Leider haben wir dann zwei oder drei Spiele völlig unnötig verloren, die wir hätten auch gewinnen können oder vielleicht sogar müssen. Danach verlässt uns sehr kurzfristig unser bis dahin überragende Spieler Ricardo Artis aus leider nachvollziehbaren Gründen, es folgt eine große Verletztenmisere und auch unser neuer Amerikaner Denzel Livingston verletzt sich nach gerade mal zwei Spielen – er war also noch nicht mal richtig angekommen. In Summe: Lehrgeld bezahlt, dann ganz viel Pech gehabt.
08 – Dann folgten zwei Siege mit einer Rumpfmannschaft. Die Euphorie und die Hoffnung auf den Klassenerhalt sind wieder da. Was hat sich innerhalb der Mannschaft geändert?
Wir haben tatsächlich nach der Niederlage gegen Rostock Anfang Dezember das erste richtige Krisengespräch mit Team und Coach einberufen. Es ging nicht mal um die Niederlage ansich, sondern um das Wie. So darf man sich nicht präsentieren als Team und tatsächlich haben das alle auch so gesehen. In diesem Gespräch haben wir dann einige kleine Veränderungen für die Saison besprochen. Das Team präsentiert sich seitdem deutlich besser. Man sieht eine gute Entwicklung und ich hoffe wir nehmen die nun nahtlos mit.
09- Es gab immer wieder Ausfälle, in Itzehoe fehlten sechs, gegen Rist Wedel fünf Spieler. Beide Partien wurden gewonnen, solche Husarenritte sind aber nicht unbegrenzt möglich. Wird sich kurzfristig personell noch etwas tun?
Die Frage ist: muss sich personell überhaupt noch was tun, wenn alle Verletzten innerhalb des Januars zurück sind? Die Kadertiefe ist mit 14 Spielern sehr gut. Es ist also die Königsfrage: den aktuellen Spielern vertrauen oder einfach neu zukaufen?
10 – Was ist mit Marcello Schröder, dessen Vertrag ja nur bis Jahresende abgeschlossen war?
Die Gespräche führen wir aktuell noch, Marcello ist ein sehr schwieriger Verhandlungspartner. Allerdings nicht, weil er unverschämt viel fordert, sondern weil er viel arbeitet und viel in Urlauben ist. Bei seiner geplanten Karriere als Spieler in der 3. Mannschaft war das auch kein Problem gewesen, hier ist es eine Herausforderung. Wir haben aber gesehen: Cello hilft uns immer noch.
11 – Zu was ist die Mannschaft in der Rückrunde noch imstande?
Sie ist imstande sich weiterzuentwickeln und noch ein paar Siege zu holen.
12 – Schafft der TVI den Klassenerhalt?
Ich verstehe die Frage nicht.